
Das Fest der Herbst-Tagundnachtgleiche im keltischen Jahreskreis
Mitten im September, wenn die Tage kürzer und die Nächte länger werden, erreichen wir ein Gleichgewicht von Licht und Dunkelheit: die Herbst-Tagundnachtgleiche. In der keltischen Tradition trägt dieser Zeitpunkt den Namen Mabon, benannt nach dem walisischen Gott Mabon ap Modron, dem „jungen Sohn der Mutter“. Seine Geschichte ist eng verwoben mit Themen von Abwesenheit und Rückkehr, Jugend und Reife – Sinnbilder für die zyklische Natur von Leben, Wachstum und Loslassen.
Infobox:
Mabon (Sonnenfest)
2. Erntefest, Weinernte
Andere Namen: Alban Elfed, Herbst-Tagundnachtgleiche
Nacht zum 23. September
Astronomisch: Sonne tritt in Waage ein
Ereignisse: Tag und Nacht sind gleich lang, Herbstanfang
Historische Wurzeln
Mabon gehört zu den acht Sabbaten des keltischen Jahreskreises, die den Jahreslauf und die zyklische Natur des Lebens markieren. Es ist das Fest, welches den Scheidepunkt zwischen dem aktiven Sommerhalbjahr und dem passiven Winterhalbjahr bildet.
Nach Lughnasadh ist es das zweite Erntefest. Die großen Felder sind bereits geerntet und auch die Sommerfrüchte sind geerntet und für den Winter haltbar gemacht. In Regionen mit Weinbau symbolisiert Mabon die Weinlese und die Frucht der Reben, weswegen es auch den Zusatz Weinfest bekam.
Mythologische Hintergründe
Mythologisch gesehen gibt es hier mehr als nur Gott und Göttin. In der Mythologie gibt es neben dieser Geschichte auch noch die Geschichte zum Gott Mabon selber. Dieser soll sogar der Namensgeber des Festes gewesen sein. Wenn wir uns das also mal genauer ansehen stehen Gott und Göttin auch hier für den Zyklus des Jahreskreises, der Natur und allem Lebens mit all seinen Facetten Leben, Tod und Wiedergeburt.
Das Götterpaar zu Mabon
Die Göttin zieht sich langsam zurück, beginnt in die dunklere Hälfte des Jahres zu gehen. Noch ist es aber nicht an der Zeit ganz ins Sommerland Tír na nÓg zu gehen. Noch weilt sie auf der Erde, oder in einer Art Zwischenwelt, da gibt es in Erzählungen immer ein paar kleinere Unterschiede. Mit ihrem Rückzug nimmt auch die Fruchtbarkeit der Erde ab und es beginnt, nicht nur für Natur und Tiere, sondern auch für uns Menschen langsam die Zeit für den Rückzug in die innere, reflektierende Zeit.
Der Gott ist noch aktiv, aber seine Kraft beginnt zu schwinden und verliert von Tag zu Tag an Kraft. Er steht am Scheidepunkt zwischen voller Energie und beginnendem Rückzug, zwischen Leben und Tod. Ab jetzt spürt man merklich wie er sich auf den Übergang in das Sommerland vorbereitet.
Der Gott Mabon
Schon als Neugeborener wurde Mabon entführt und in einer geheimnisvollen Unterwelt festgehalten, weit weg von der Welt der Menschen und Götter. Niemand wusste, wohin er verschwunden war, und seine Abwesenheit ließ eine Lücke in der Ordnung der Welt entstehen. Nur durch das Wissen und die Zusammenarbeit mehrerer Helden konnte er schließlich gefunden und aus der Unterwelt befreit werden.
Modron, die Muttergöttin, empfängt ihn wieder. Sie steht für die Fruchtbarkeit und den Lebensfluss, die durch die Rückkehr ihres Sohnes erneut belebt und geehrt werden. In dieser Wiedervereinigung spiegelt sich der Übergang vom Sommer zum Herbst: Licht und Dunkelheit stehen im Gleichgewicht, Fülle und Rückzug verbinden sich, und die Erde bereitet sich auf die stille, reflektierende Zeit des Winters vor. Historisch ist nicht genau festgelegt, wann Mabon zu Modron zurückkehrt.
Traditionelle Speisen und Getränke
Mabon zeigt sich auch in den traditionellen Speisen und Getränken noch einmal in ganzer Fülle. Noch sind die Ernten üppig gewesen und man kann die Fülle vor der kargen und dunklen Zeit genießen. So kommen besonders Brot und Kuchen auf die Festtafeln, aber auch Getreidebreie sind sehr beliebt gewesen. Obst wie Äpfel, Birnen, Weintrauben oder auch Walnüsse und Haselnüsse können in Kuchen und Breien, aber auch als Desserts oder so wie sie natürlich sind die Festessen abrunden.

Da es aber nicht nur das Getreide und Obst gibt fand auch Kohl, Rüben und Kürbis seinen Weg auf den Tisch. Gerade der Kürbis ist zu Mabon, aber auch zu Samhain, noch heute ein sehr beliebtes Gemüse. Es findet in Suppen, aber auch als Kuchen, Brot und zum Beispiel Gnocchis oder Currys seinen Platz.
Wie der Zusatz Weinfest schon andeutet ist aber auch der Wein, nicht nur aus Trauben sondern auch als Apfelwein (Cider), ein sehr gern gewähltes Getränk. Will man es antialkoholisch passen aber auch traditionelle Kräutertees aus Beifuß, Salbei oder Minze sehr gut.
Besondere Speisen für Rituale oder auch einfach nur die Festtafel sind auch heute noch Honigkuchen oder Früchtekuchen mit Gewürzen wie Zimt und Muskat. Sie spenden Wärme und bieten ihre ganz eigene Schutzenergie.
Neben den traditionellen Speisen und Getränken finden heute auch moderne herbstliche Kreationen wie Pumpkin Spice Latte, Kürbismuffins oder Apfel-Zimt-Punsch ihren Platz auf den Mabon-Tafeln. Sie greifen die Aromen der Saison auf und bringen die Fülle des Herbstes auf zeitgemäße Weise ins Fest.
Symbolik und tiefere Bedeutung
Mabon ist das Fest der Balance und der Fülle. Tag und Nacht stehen gleich lang und genau dieses Gleichgewicht spiegelt sich nicht nur in der Natur, sondern auch in uns selbst wider. Es ist eine Zeit, in der wir innehalten, Licht und Schatten akzeptieren und erkennen, dass beides notwendig ist. Die Früchte der Arbeit liegen vor uns. Getreide, Äpfel, Wein, Nüsse und Kürbisse laden dazu ein, Dankbarkeit zu spüren für das, was gewachsen und gereift ist. Gleichzeitig erinnert Mabon daran, Altes loszulassen, Überflüssiges zu verabschieden und sich auf die ruhigere, reflektierende Zeit des Winters vorzubereiten.
Die mythologische Dimension dieses Festes zeigt sich im Sohn der Mutter, Mabon, der aus der Unterwelt zurückkehrt. Er ist ein Symbol für Transformation, Geduld und das Bewusstwerden innerer Kräfte. Farben, Kristalle, Tiere und Pflanzen begleiten diese Zeit auf vielfältige Weise. Rot, Orange, Gold, Braun und dunkles Grün spiegeln die reife Ernte und die Wärme des Herbstes wider. Citrin, Jaspis und Tigerauge unterstützen Fülle, Schutz und innere Klarheit. Tiere wie Hirsch, Rabe, Eule und Eichhörnchen verkörpern Stärke, Weisheit, Intuition und die Kunst, Vorräte zu sammeln. Weinreben, Eicheln, Kürbis, Sonnenblume und Weinlaub bringen die Natur direkt in unsere Räume, während Erntekörbe, Kränze und Füllhörner als Zeichen des Überflusses und der zyklischen Ordnung die Festtafeln schmücken.
Wie bei den Speisen können hier heute auch moderne Akzente hinzukommen. Kerzen in Herbstfarben, Kristallsets für Altäre oder dekorative Kürbisse bringen die Symbolik auf zeitgemäße Weise ins Haus und verbinden das alte Wissen mit unserer heutigen Erfahrung.
Rituale und Bräuche
Historisch:
Das Fest Mabon war nicht nur ein äußerliches Feiern der Ernte, sondern auch ein Ausdruck der tiefen Verbindung zwischen Mensch, Natur und dem göttlichen Zyklus. Jeder Brauch, jede Gabe und jede Handlung hatte einen Sinn, spiegelte die Dankbarkeit für das, was die Erde hervorgebracht hatte, und unterstützte das Gleichgewicht von Licht und Dunkelheit. In den Ritualen verbinden sich praktische Handlungen mit innerer Reflexion, Gemeinschaft und der Ehrung der Götter und Ahnen, sodass der Übergang von Sommer zu Herbst bewusst erlebt und gefühlt wurde.
Opfergaben an Götter und Ahnen
Die Menschen der keltischen Zeit brachten Gaben aus der Ernte dar, um die Götter zu ehren und ihre Dankbarkeit zu zeigen. Körbe mit Äpfeln, Nüssen, Getreide oder Wein wurden auf Altären platziert. Manchmal wurden kleine Figuren, Münzen oder symbolische Gegenstände beigelegt, um Schutz, Segen und gute Erträge für das kommende Jahr zu erbitten. Diese Gaben waren sowohl Ausdruck von Dankbarkeit als auch Mittel, die Verbindung zwischen der Welt der Lebenden und der Ahnen zu pflegen.
Tafelrunden mit allen Erntegaben
Zu Mabon versammelten sich Familien und Dorfgemeinschaften um reich gedeckte Tische. Brot, Kuchen, Obst, Gemüse und Nüsse bildeten das Herz der Festtafeln. Solche Tafelrunden dienten nicht nur der Nahrungsaufnahme, sondern stärkten das Gemeinschaftsgefühl. Man feierte gemeinsam die geerntete Fülle, teilte Geschichten, Lieder und Sagen, und vergegenwärtigte sich die enge Verbindung zwischen Mensch, Erde und den Göttern.
Kränze und Körbe als Symbol des Lebenszyklus
Kränze aus Weinlaub, Getreide, Beeren oder Herbstblättern wurden aufgehängt oder auf den Altar gelegt. Sie symbolisierten den Zyklus von Wachstum, Reife und Vergänglichkeit. Auch Erntekörbe, oft gefüllt mit Früchten, Getreide und Nüssen, waren sichtbare Zeichen des Überflusses und der Dankbarkeit. Diese Symbole erinnerten daran, dass alles Leben einem Rhythmus folgt und das Geben und Nehmen Teil des kosmischen Gleichgewichts ist.
Meditation und Orakel zur Selbsterkenntnis und Balance
Auch die innere Arbeit war ein wichtiger Teil von Mabon. Die Kelten nutzten Orakel wie das Baumorakel Ogham, bei dem die Botschaften von Bäumen und Pflanzen gedeutet wurden, um Einsicht in das eigene Leben, bevorstehende Entscheidungen oder den Verlauf des Jahres zu gewinnen. Stille Momente, das Beobachten der Natur und das Nachdenken über das eigene Handeln halfen, das Gleichgewicht zwischen Licht und Dunkelheit zu erkennen und innere Klarheit zu finden.

Moderne Praxis:
Das heutige Feiern von Mabon ist geprägt von bewusstem Erleben der Herbstzeit und einer Verbindung zur Natur, ganz im Geiste der alten Traditionen. Auch wenn die Rituale nicht mehr ausschließlich auf die Ernte und Göttergaben ausgerichtet sind, spiegeln sie weiterhin Dankbarkeit, Achtsamkeit und das zyklische Bewusstsein wider. Praktische Handlungen wie das Gestalten von Altären, das gemeinsame Mahl oder Spaziergänge in der Natur werden mit innerer Reflexion und Ritualkraft verbunden, sodass der Übergang vom Sommer zum Herbst bewusst gespürt und erlebt werden kann.
Dankbarkeitsrituale für Ernte, Fülle und Lebensereignisse
Auch heute halten viele Menschen kleine Rituale ab, um die Ernte und das eigene Leben bewusst zu würdigen. Manche legen ein kleines Tellerchen mit Äpfeln, Nüssen oder Wein auf den Altar, andere entzünden Kerzen und sprechen leise Worte des Dankes. Manche nutzen symbolische Gegenstände aus dem Alltag, wie Münzen oder Steine, um Segen und Fülle zu visualisieren. Diese Rituale können nur wenige Minuten dauern, erinnern aber daran, innezuhalten und das Geleistete bewusst zu sehen.
Erntefest im privaten Kreis
Familien oder Freundeskreise versammeln sich an gedeckten Tischen mit saisonalen Speisen. Frische Äpfel, Kürbisgerichte, Birnen, Nüsse oder selbst gebackene Brote bilden das Herz der Mahlzeiten. Wer möchte, kann einen kleinen „Erntekorb“ auf den Tisch stellen, gefüllt mit Zutaten aus dem eigenen Garten oder vom Markt, um die Verbindung zur Natur spürbar zu machen. Gemeinsames Erzählen von Geschichten, Singen oder Musizieren vertieft die Freude über die Fülle und stärkt das Miteinander.
Spaziergänge in der Natur, Sammeln von Herbstschätzen
Das Sammeln von Kastanien, Eicheln, bunten Blättern oder Hagebutten ist nicht nur spielerisch, sondern auch rituell. Diese Naturgegenstände können später für Dekorationen, Altäre oder kleine Geschenke genutzt werden. Gleichzeitig hilft das bewusste Wahrnehmen von Licht, Wind und Farben der Saison, den eigenen Rhythmus mit dem Jahreskreis abzugleichen und das Gleichgewicht von Aktivität und Ruhe zu spüren.
Rituale der Balance: Meditation, Yoga, Atemübungen, Journaling
Moderne Praktiken erlauben innere Einkehr und Reflexion. Wer mag, kann an Mabon eine kurze Meditation im Garten, Yoga im Morgenlicht oder Atemübungen in der Abenddämmerung praktizieren. Journaling hilft, das Alte loszulassen, Gedanken zu ordnen und sich bewusst auf die kommenden Monate vorzubereiten. Es ist eine stille Art, das Gleichgewicht von Licht und Dunkelheit in sich selbst zu erfahren.
Dekoration von Altären in Herbstfarben mit Erntegaben, Kristallen, Kerzen
Altäre können in warmen Rot-, Gold- und Orangetönen gestaltet werden. Frisches Obst, Nüsse, Weintrauben, Kerzen, Kristalle oder kleine Erntekörbe bilden die Dekoration. Auch eine handgefertigte kleine Figur des Sonnengottes oder eine Miniatur-Mabon-Krone kann platziert werden. So wird das Fest sichtbar, spürbar und verbindet die eigene kleine Praxis mit den alten Traditionen.