
In der nordischen Mythologie nimmt Freya eine herausragende Stellung unter den Göttern ein. Sie ist nicht nur die Göttin der Liebe, Schönheit und Fruchtbarkeit, sondern auch eine mächtige Magierin und Herrin über die Gefallenen der Schlachten.
Ihr Name ist untrennbar verbunden mit Mythen über Sehnsucht, Begehren und Kostbarkeit, mit sagenhaften Schätzen und besonderen Gaben, die ihre Macht und Weisheit unter den Göttern sichtbar machen.
Wer Freya verehrt oder in den alten Erzählungen begegnet, dem wird schnell klar, dass sie weit mehr ist als eine Göttin der Schönheit: Sie ist eine gestaltkräftige, einflussreiche Persönlichkeit, deren Handeln sowohl die Götter als auch die Welt der Menschen berührt.
Ihre Leben in Asgard
Sie gehört zu den Wanen, einem Göttergeschlecht, das eng mit Fruchtbarkeit und Natur verbunden ist. Nach dem Frieden zwischen Wanen und Asen lebt sie in Asgard, wo sie als mächtige Göttin verehrt wird.
In den alten Geschichten wird deutlich, dass sie nicht nur ihre eigene Macht zeigt, sondern auch eine Brücke zwischen den Göttergeschlechtern bildet. Wo Spannungen oder Missverständnisse zwischen Asen und Wanen entstehen, tritt sie einfühlsam auf, vermittelt, sucht einen Ausgleich und sorgt dafür, dass alte Feindschaften nicht weiter eskalieren. So wird deutlich, dass ihre Stärke nicht allein in Zauber und Schönheit liegt, sondern auch in der Fähigkeit, Frieden zu wahren und Vertrauen zu schaffen.
Fólkvangr und ihre Halle Sessrúmnir
Freya herrscht über Fólkvangr, ein weitläufiges Reich, wo sie genau wie Odin in Walhalla, Gefallene empfängt. Die, die Freya wählt, kommen in ihre Halle Sessrúmnir. Eine prächtige Halle die gleichzeitig den Gefallenen eine sichere Ruhestätte bietet, die derjenigen Walhallas gleicht.
Die Wahl, wer zu Freya kommt, scheint nicht nur willkürlich, sondern Ausdruck ihrer eigenen Autorität und Macht zu sein. Anders als bei Odin, gibt es keinen Hinweis, dass Freya sie nur als Krieger betrachtet. In den Überlieferungen wird ihre Rolle eher als fürsorglich, schützend und gleichzeitig respektvoll gegenüber den Gefallenen beschrieben. Meiner Auffassung nach wird sie hier fast mütterlich im Umgang mit den Gefallenen dargestellt.
Göttin der Liebe, Schönheit, Fruchtbarkeit und Magie…
Freya gilt als die Göttin der Liebe und des Begehrens, zugleich auch als Herrin der Schönheit und Fruchtbarkeit. Sie nimmt eine herausragende Stellung unter den Göttern ein und wird nicht nur von den Menschen sondern auch oft von den Göttern selbst angerufen, wenn Liebe, Schönheit oder Fruchtbarkeit gefragt sind. In der Edda wird erzählt, dass Freya durch ihre Macht über Liebe sogar Konflikte zwischen Göttern und Menschen beeinflussen konnte, ohne Gewalt anzuwenden.
Die Sagen berichten auch, dass Freya bei Kummer Tränen vergießt, die zu Gold werden. Dieses Symbol verbindet sie eng mit Liebe, Sehnsucht und dem menschlichen Begehren, aber auch mit Reichtum und Wertvollem.
Sie beherrscht die Seiðr-Kunst, eine Form der magischen Weisheit. Freya gilt als die erste Göttin, die die Seiðr-Magie praktizierte. Sie ist die Lehrmeisterin der Seiðr-Kunst, lehrt sogar Odin diese Zauberei. Odin sucht in mehreren Überlieferungen Freya auf, um von ihr zu lernen, wie man das Schicksal der Welt erkennt.
Brísingamen, ihr Wagen und das Falkengewand
Brísingamen
Zu Freya gehört das sagenhafte Schmuckstück Brísingamen, das sie von Zwergen fertigen ließ. Die Zwerge werden in den Texten als besonders geschickte Handwerker beschrieben, und das Halsband gilt als Symbol ihrer Schönheit, Anziehungskraft und ihres hohen Status unter den Göttern.
Eine bekannte Erzählung berichtet, dass Loki das Schmuckstück stahl. In einigen Versionen wird Loki als listiger Dieb dargestellt, der den Schmuck in seinen Besitz bringen wollte. Freya gelang es, Brísingamen zurückzubekommen, indem sie ihren Verstand, ihre Geschicklichkeit und ihre Autorität einsetzte. Die Erzählungen zeigen damit, dass sie nicht nur ihre eigenen Besitztümer schützen kann, sondern auch klug mit anderen Göttern und Wesen umzugehen weiß.
Ihr Wagen
Der Wagen Freyas, gezogen von zwei großen Katzen, ist nicht nur ein Fortbewegungsmittel, sondern ein Symbol für ihre Verbindung zu Tieren, zur Natur und zu den Kräften, die zwischen den Welten wirken. Katzen gelten in der nordischen Überlieferung als Geschöpfe, die Wachsamkeit, Unabhängigkeit und Intuition verkörpern, und Freyas Wagen zeigt, dass sie diese Eigenschaften selbst in sich trägt. In der Edda wird beschrieben, dass sie mit diesem Wagen schnell zwischen den Welten reisen kann, um Göttern oder Menschen beizustehen.
Das Falkengewand
Freya besitzt außerdem ein Falkengewand oder heute auch teils als einen Falkenmantel beschrieben. Mit diesem Gewand kann sie sich in einen Vogel verwandeln und so weite Strecken in kurzer Zeit zurücklegen.
In den Quellen wird beschrieben, dass dieses Gewand nicht nur ihre Beweglichkeit erhöht. Es ermöglicht Freya ebenfalls, unbemerkt zu reisen oder an Orte zu gelangen, die sonst schwer zugänglich wären.
Freyas Kinder: Hnoss und Gersemi
Von Freya ist bekannt, dass sie zwei Töchter hat: Hnoss, was übersetzt so viel wie „Schatz“ oder auch „kostbares Gut“ heißt, und Gersemi. Ihr Name bedeutet „die Kostbare“ oder „Juwel“
Konkrete Geschichten oder Handlungen von Hnoss und Gersemi sind in den Eddaliedern oder Sagen nicht überliefert. Sie werden aber primär als Symbol für das Wertvolle, Begehrenswerte und Schöne dargestellt. Beide spiegeln die Eigenschaften ihrer Mutter wider.
Freyas Tränen aus Gold und ihre Verbindung zum Begehren
Die Sagen berichten, dass Freya bei Kummer Tränen vergießt, die zu Gold werden. Dies ist in der Edda als eine ihrer bekannten Eigenschaften festgehalten. Die Vorstellung, dass ihre Trauer in etwas Kostbares verwandelt wird, spiegelt die enge Verbindung Freyas zu Liebe, Sehnsucht und menschlichem Begehren wider.
Die Tränen aus Gold zeigen nicht nur ihre emotionale Tiefe, sondern verdeutlichen auch, dass das, was sie empfindet, Macht und Wert besitzt. In einigen Überlieferungen werden die Tränen auch als Sinnbild für die Mischung aus Schönheit, Schmerz und Reichtum verstanden, die Freya ausmacht. Historisch gesehen dient dieses Bild sowohl als Ausdruck ihrer Rolle als Göttin der Liebe als auch als Hinweis auf ihre Verbindung zu materiellen Schätzen, ohne dass sie selbst rein materiellen Reichtum anstrebt.