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Das Fest der Feen

Das Fest der Feen

Es war einmal an einem Sommertag. Ein junges Mädchen schritt über die Wiesen, einen Eimer in der Hand. Die Sonne schickte ihre goldenen Strahlen, und der Wind rauschte leise durch die Blätter. Zum alten Dorfbrunnen ging sie, der tief und still war, so als ruhe darin manch verborgenes Geheimnis. Da geschah es. Um Wasser zu schöpfen trat sie an seinen Rand, verlor den Halt und stürzte in die Tiefe.

Doch nicht in kaltes Wasser fiel sie. Tief sank sie hinab und erwachte in einem fremden Lande. Es war von wunderbarem Glanze erfüllt. Und aus der Ferne klangen süße Weisen. Bald befand sie sich mitten in einem Kreise von Feen, die in einem Reigen tanzten, lachten und sangen.

Ein leises Flüstern zog durch die Luft, geheimnisvoll und doch vernehmbar. Da luden sie das Mädchen ein, mit ihnen zu feiern. Lange Tafeln waren gedeckt mit allerlei Speisen und silbernen Bechern, und süßer Wein funkelte im Lichte. 

Da trat ein Fremder zu ihr, neigte sich herab und sprach leise: „Iss nichts und trinke nichts, denn sonst wirst du nimmermehr heimfinden.“

Das Mädchen nickte, doch die Feen drängten sie, zu kosten. Da trat ein rothaariger Mann aus der Menge, dessen Augen ernst leuchteten. Er nahm einen Zweig vom Vaterkraut, das auf den grünen Wiesen wuchs, und reichte ihn ihr.

„Halte es fest, bis du in Sicherheit bist. Solange du es trägst, vermag keine Fee dich zu berühren.“

Kaum hatte sie es gedacht, da öffnete sich der Weg. Sie wich aus dem Kreise und schritt hastig davon. Der Wind schwieg und hinter ihr erklangen Rufe und Schritte, wild und nah. Doch das Vaterkraut in ihrer Hand schützte sie. Kein Wesen aus der Anderswelt vermochte sich ihr zu nähern.

Da stand sie vor der Tür. Ein Tag war vergangen, oder ein ganzes Jahr, wer will das sagen? Mit zitternder Hand verriegelte sie das schwere Holz und lehnte sich erschöpft dagegen. Von draußen klangen Wehklagen, leises Rufen und lockende Stimmen. Doch keiner vermochte einzutreten.

Und so geschah es. Von jenem Tage an wusste sie um die Macht des Vaterkrautes, das zu den sieben großen Feenkräutern zähle, denen kein Zauber zu widerstehen vermag.

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