
Wenn Orte nach Hilfe rufen, bin ich da. So auch beim alten Garnisonsfriedhof in Berlin. Ich verspürte plötzlich den ganz starken Drang: Da muss ich hin.
Was war passiert? Ich suchte nach ganz besonderen Orten. Einen zum Ruhe und Kraft tanken, und im Bezug auf Ruhe landete ich auf eine Bewertung für den alten Garnisionsfriedhof. Schon die Fotos weckten in mir das Gefühl: Da ist mehr. Hier wirst du gebraucht.
Wie sehr ich hier gebraucht wurde, konnte ich nur erahnen
Schnell war die Route geplant und ich in den Vorbereitungen. Würde ich starken Schutz brauchen? Würde es harmonisch sein, und meine Kette reichen? So versuchte ich, ein wenig mehr in die Stimmung des Garnisonsfriedhofes zu gehen und schon im Vorfeld zu erspüren, was mich erwarten könnte. Und dann zeigte sich alles ganz anders.
In mir wurde Wut laut, aber auch unsagbare Trauer. Warum wusste ich in diesem Moment gar nicht. Ich wusste nur diese Wut und diese Trauer kam nicht von mir. Gefühle, die nicht von mir kamen. Aber sie gingen tief, verdammt tief. Ich sah ein Foto und musste weinen.
Spätesten jetzt wurde klar: Der alte Garnisionsfriedhof trägt etwas ganz Besonderes in sich. Er verbirgt nicht nur eine sondern viele Geschichten. Hier werde ich wohl nicht den Schutz vor Negativem brauchen, sondern eher etwas, um mich gut abzugrenzen. Etwas um empfänglich genug zu bleiben, aber auch geerdet und in meiner Mitte um klar zu erkennen was bin ich und was ist dieser Ort.
Der Plan war gefasst, und ich fuhr los zu meinem ersten Besuch
Doch der Schock saß tief. Nicht durch die Bilder, die ich dort empfangen durfte, sondern durch die ganz weltlichen Bilder. Ich war noch weit entfernt von einem ersten Channeling und trotzdem verstand ich schlagartig die Wut und auch die Trauer an diesem Ort.
Wie kann man nur so respektlos sein? Eigentlich sollte doch ein Friedhof, und besonders ein Garnisonsfriedhof auf dem hochrangige militärisch tätige begraben sind, ein Ort der Erinnerung, eine letzte Ruhestätte sein und egal wie alt dieser ist es sollte meiner Meinung nach ein Ort des Respektes sein. Respekt vor den Verstorbenen und Respekt vor den Lebenden und was noch kommen wird. Ein Ort zum Nachdenken, zum Verweilen und auch ein Ort der Stillen Trauer.
Auf dem alten Garnisionsfriedhof wurde aber schnell ein anderes Bild klar. Die Hunde werden hier ihr Geschäft los, Menschen sonnen sich nackt auf den Bänken. Auch Familienfeiern, Partys und unter anderem auch Geburtstagsfeiern werden auf dem Friedhof gefeiert? Da wurde nicht nur die Wut der Verstorbenen in mir laut, sondern auch ganz weltliche Wut. Dann kam es noch schlimmer Kinder spielen auf den Gräbern, und der Müll bleibt liegen.
Alles keine Seltenheit, wenn man mit Menschen spricht, die in der nahen Umgebung wohnen. Ich bin auch jetzt noch fassungslos, während ich diese Zeilen für euch schreibe. Wie kann man so mit dem Andenken an diese Menschen, an ihre Geschichten umgehen? Auch wenn viele Gräber schon sehr alt sind und längst keine Angehörigen mehr haben. Wie kann man nur mit solch wichtigen Orten umgehen?
Es bricht mir das Herz
Doch was kann ich tun? Ich konnte lauschen, Geschichten und Sorgen hören, und auch den Frust. Ich konnte sehen und selber spüren, ich konnte versuchen beruhigend auf die Seelen, dieses Garnisonsfriedhofes, die an mich traten Einfluss zu nehmen. Aber vor allem konnte ich ein Versprechen geben. Ich durfte nicht nur, ich sollte explizit sprechen. Einen ersten Schritt tun: Sprechen, aufklären und es nicht ungesehen machen.
Der zweite Besuch: Meine Aufgabe war noch nicht erfüllt
Wieder spürte ich diesen Ruf, die Anziehung, den Schmerz, die Enttäuschung. Ohne große Vorbereitung, fast wie im Sog, machte ich mich erneut auf den Weg zu dem alten Garnisonsfriedhof. Ich wusste, was mich erwarten würde. Aber ich wusste nicht, was ich tun sollte. Noch nicht. Also bat ich um Führung.
Und ich bekam sie. Meine Seelentiere hatten Spuren gelegt, fast beiläufig, aber eindeutig. Ich folgte ihnen, ging mehrere Runden über das Gelände des Garnisonsfriedhofes. Erst verstand ich nicht, was ich suchte. Es schien mir, als wolle man mir etwas zeigen, das ich noch nicht sehen konnte.
Plötzlich war es wie ein Fallen der Schleier. Mein Blick fiel auf das Gebäude mir gegenüber. Ein Gebäude hinter der Friedhofsmauer und was ich sehen sollte erschrak mich erneut zutiefst. Ein Schriftzug, groß und nicht zu übersehen: „Soldaten sind Mörder. Hanau ist kein Einzelfall.“
Der Schmerz, der Frust, das Gefühl des Vergessenwerdens
Es war nicht nur der Zustand des Garnisonsfriedhofs, der diese Energie trug. Es war das, was den Toten, den Gefallenen und auch den längst Vergessenen dort direkt gegenübergestellt wurde. Ein Ort des Gedenkens und der Anklage. So deutlich, so laut, dass kein Raum mehr blieb für die Geschichten derer, die dort liegen.
Wie sollte man sich da noch gesehen und geachtet fühlen? Hochrangige Generäle, Truppführer, im Auftrag noch durch zum Beispiel, dass preußische Königreich. Menschen die eins gefeiert für glorreiche Schlachten wurde, liegen hier vergessen. Mit einer stillen Anklage. Ohne Respekt, ohne Geschichte ohne das sie noch wer achtet. Hier fühlt sich niemand gehört. Hier fühlt man sich von der Gesellschaft vergessen, verloren und verkauft.
Lasst uns daran erinnern, dass auch vergessene Seelen Respekt verdienen, zeigen wir, dass es noch Menschen gibt, die hinsehen. Sie haben eine Geschichte und sie haben uns so viel zu sagen. Aus ihren Erfahrungen, aus ihren Geschichten, aus ihrer Zeit könnte der Mensch auch heute noch so viel lernen. Schweigen bedeutet oft, dass es niemanden mehr kümmert.
Zuletzt möchte ich euch ein paar Eindrücke mitgeben, die ich im Juli dieses Jahres bei einem Besuch festhalten konnte. Bilder sagen manchmal mehr als Worte, und so könnt ihr selbst einen Blick auf diesen Ort werfen, seine Stimmung spüren, seine Wunden sehen. Es sind Aufnahmen, die nicht geschönt sind, sondern so, wie ich sie vorgefunden habe – echt, unverstellt, ein Stück der Wahrheit, die mich dort erreicht hat.








