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Wie ich aufhörte, Runen zu fragen

Runen

und anfing, mit ihnen zu gehen

Es begann mit einer Sehnsucht nach Antworten. Nach Klarheit, Richtung, einem Zeichen. Ich zog Runen, wie viele es tun: als Werkzeug, als Orakel, als Mittel, um etwas über die Zukunft zu erfahren. Doch je öfter ich fragte, desto stiller wurden die Antworten.

Irgendwann merkte ich: Es geht nicht darum, die richtige Bedeutung zu finden, sondern die Begegnung selbst. Runen antworten nicht auf Fragen. Sie öffnen Räume.

Dieser Artikel ist keine Anleitung. Kein Handbuch, wie man Runen „richtig“ verwendet. Sondern eine Einladung: Lass dich auf die Runen ein wie auf einen Weggefährten. Ich erzähle dir, wie sich mein Zugang gewandelt hat – vom Suchenden zum Hörenden, vom Deutenden zum Begleitenden. Vielleicht erkennst du dich in manchen Zeilen wieder. Oder du wirst ermutigt, deinen eigenen Weg mit den Runen zu finden.

Deine Haltung zu den Runen

Runen sind keine Mittel zum Zweck, sondern lebendige Zeichen, die uralte Kräfte und Weisheiten tragen. Wer sich ihnen nähert, begegnet nicht nur Symbolen, sondern einer tiefen, archetypischen Sprache des Seins. Mal sprechen sie leise, mal schreien sie uns förmlich an, aber immer wollen sie gehört und beachtet werden.

Wenn Runen nur benutzt werden, um schnell Antworten oder Wirkungen zu erzielen, verliert sich ihre Tiefe. Ihre Kraft entfalten sie nicht im schnellen Zugriff, sondern in der geduldigen, inneren Auseinandersetzung. Jede Rune hat ihr eigenes Wesen, ihren eigenen Standpunkt zu einer Sache und vor allem ihre ganz eigene Energie und die können einen aus eigener Erfahrung gesprochen ganz schön umhauen.

Manchmal zeigen sie einem Dinge, oder bringen Reaktionen die man so nicht gedacht hätte. Stark, kraftvoll, kaum zu bändigen – und es liegt an uns, zu lernen, mit diesen Kräften bewusst umzugehen. Nicht im Sinne von wir kontrollieren die Rune sondern eher das wir die Kontrolle behalten was die Rune uns in unser Leben bringt und was sie nicht bringen soll.

Runen folgen keinem Befehl – sie antworten auf Beziehung. Wer ihnen wirklich begegnet, lässt sich auf ein Miteinander ein, das wandeln kann. Ich muss mich auf die Runen einlassen und sie eher als ratgebendem Mentor, vielleicht sogar als eine Art Freund annehmen, statt „nur“ Symbole in ihnen zu sehen.

Eine Rune spricht nicht, wenn man sie drängt. Wer aber mit Achtung und offenem Herzen zuhört, erfährt mehr als Worte je sagen könnten. Runen geben keine festen Antworten, sondern zeigen innere Prozesse und Richtungen. Runen sind schonungslos und zeigen uns auch die Dinge, die Schattenseiten, die wir manchmal gerne verdrängen würden.

Bevor du mit Runen arbeitest, frag dich selbst:

  • Was erwarte ich wirklich von dieser Begegnung?
  • Bin ich bereit, zu lauschen statt zu fordern?
  • Kann ich mit dem leben, was sie mir zeigen – auch wenn es unbequem ist?

Wie Runen auftreten und was das verändert

Runen gibt es in vielen Gestalten. Auf Holz, auf Stein, als Kärtchen, auf Edelsteinen oder sogar auf Papier. Jede Form bringt ihre eigene Qualität mit – aber keine ist „besser“ als die andere. Holz fühlt sich oft warm und lebendig an, Stein wirkt beständig und geerdet, Edelstein bringt eigene Schwingungen mit. Papier ist leicht, beweglich, klar – gut für Alltag und Reflexion.

Auch ich habe verschiedene Arten. Ich habe selbstgebrannte auf Holz, ich habe Bergkristallrunen und ich habe „einfache“ Runenkärtchen. Wie gesagt: Hier gibt es kein „eins ist besser als das andere“, denn – wie bei allem – kommt es darauf an, womit ich mich am wohlsten fühle oder was sich gerade als das Passendste anfühlt.

Es ist nicht das Material, es ist nicht die Form, es ist nicht die Farbe. Nicht das Material entscheidet – sondern du. Deine Verbindung zur Rune zählt mehr als ihre Form. Was dich anspricht, spricht bereits mit dir. Magie entsteht in Beziehung, nicht im Objekt. Es gibt kein richtig oder falsch – nur das, was für dich stimmig ist. Vertraue, was dich ruft. Auch ein Kieselstein kann ein kraftvoller Begleiter sein.

Runen müssen nicht hübsch sein – aber sie können. Runen müssen keine Deko sein. Runen müssen auch nicht sichtbar für jeden Besucher aufbewahrt werden, um Komplimente über besonders hübsche Stücke zu bekommen. Runen wollen in die Hand, nicht ins Regal. Wichtig ist, dass du mit ihnen arbeitest. Lass sie nicht nur liegen – trag sie bei dir, zieh sie, berühre sie. So wird das Symbol lebendig.

Impuls: Welche Form spricht dich an? Und warum? Probier verschiedene aus – nicht mit dem Kopf, sondern mit der Hand.

Erlaube dir deinen eigenen Zugang

Runenarbeit ist kein starres System. Ich habe Runen gedeutet, gezogen, studiert – und doch verstanden habe ich sie erst, als ich mich getraut habe, alles Wissen beiseitezulegen und sie einfach zu spüren. Als ich das erste mal eine Runenreise bestritt wurde mir eins klar: Es gibt keine endgültige Methode, kein offizielles Handbuch. Runen lassen sich nicht besitzen – sie sind eigenständige Wesen, Weggefährten die uns begleiten wollen, aber nie als Eigentum behandelt und angesehen werden wollen.

Was ich euch damit sagen will ist eins. Du kannst Bücher lesen, Listen studieren und Bedeutungen lernen – aber die wahre Verbindung entsteht durch Erleben, nicht durch Theorie. Vorwissen ist manchmal hilfreich – aber nicht alles. Gerade auf einer Runenreise kann die angelernte Theorie sogar stören und die eigenen Erlebnisse unbewusst beeinflussen.

Dein Zugang darf persönlich sein. Ob du singst, schreibst, ziehst oder einfach lauschst – dein Weg mit den Runen muss niemandem gefallen außer dir selbst. Magie lebt von Beziehung, nicht von Perfektion. Du bist kein Schüler eines Systems – du bist ein Mensch auf dem Weg, im Gespräch mit alten Kräften. Für mich war es eine echte Befreiung, zu merken: Ich darf meinen eigenen Zugang finden. Keine Prüfung, kein Vergleich – nur das, was zwischen mir und der Rune entsteht.“

Runen lehren nichts Neues. Wenn ich ganz ehrlich bin, wusste ich viele Runenantworten schon, bevor ich gezogen habe. Die Rune war nur das Echo. Sie wecken, was in dir schon schlummert. Sie fordern dich auf, dir selbst wieder zu vertrauen. Ich musste erst loslassen, dass ich es ‚richtig‘ machen will – und plötzlich wurde es echt.

Impuls: Was in dir weiß längst, wie Runen für dich sprechen dürfen? Und was brauchst du, um diesem Wissen zu folgen?

Orakelarbeit ohne Abhängigkeit

Es gab Momente, da hat mir eine Rune genau das gezeigt, was ich am liebsten verdrängt hätte. Nicht als Vorwurf – sondern wie ein Freund, der ehrlich bleibt, auch wenn’s wehtut. Runen sind keine Wahrsagung, sondern Einladung zur Selbsterkenntnis. Sie öffnen einen Raum für innere Bewegung – nicht für äußere Vorhersage. Nicht das „Was wird passieren?“ steht im Mittelpunkt, sondern das „Was will in mir erkannt werden?“.

Anders gesagt: Sie können dir ein Thema zeigen, das vielleicht schon lange in deinem Inneren schlummert – und endlich gesehen werden will. Eine Rune beschreibt, was in dir arbeitet, was wachsen, wandeln oder gehen will. Sie führt dich nicht ans Ziel, sondern weist auf den Weg dorthin. Runen arbeiten nicht für dich – sie geben dir den Stupser, fordern Klarheit und rufen nach deinem eigenen Handeln.

Ich erinnere mich an eine Ziehung, die mir Berkana zeigte – damals verstand ich sie nicht. Erst Wochen später wurde mir klar, dass sie schon längst auf etwas in mir hingewiesen hatte, das ich nicht wahrhaben wollte. Das ein Teil von mir den ich verdrängen wollte immer noch da ist und genauso Achtung forderte.

Sie bringen an die Oberfläche, was im Verborgenen schon schwingt. Oft zeigen sie dir nicht etwas Neues, sondern das, was du tief innen längst ahnst – wie ein leiser Ruf, den du bisher überhört hast.

Runenarbeit heißt nicht: Lösungen finden – sondern sich öffnen für das, was gesehen werden will. Sie sind keine Abkürzung, sondern eine Schule der Ehrlichkeit. Wer wirklich hinschaut, begegnet oft mehr als er erwartet hat – und manchmal auch dem, was er vermeiden wollte.

Praxisidee: Zieh eine Rune – nicht für eine Frage, sondern für eine Qualität, die du heute in dir stärken willst.

Runen spüren statt denken

Als ich das erste Mal den Klang einer Rune gesungen habe, spürte ich, wie eine ganz eigene Energie in meinem Körper erwachte – ein Vibrieren, das ich mit reinem Denken nicht erklären konnte. Runen sind mehr als Zeichen auf Papier – sie entfalten ihre Kraft durch Klang und Körper. Der alte Gesang, das Galdr, und die körperliche Bewegung erwecken sie zum Leben.

Nur wer Runen mit Stimme und Körper erfährt, öffnet den Zugang zu ihrer Kraft. Das Lesen allein bleibt oberflächlich, erst durch aktives Tun entsteht echte Verbindung. Wie ich euch schon sagte, in jeder Rune befindet sich auch ihr ganz eigenes Wesen. Ein Wesen, das mit uns in Verbindung geht, das uns einen Hinweis auf unseren Weg geben will. Ein Wesen, das nicht nur oberflächlich – sondern ganz persönlich in Kontakt mit uns und unserem Inneren gehen will.

Der Klang der Rune resoniert im Körper und bringt verborgene Energien zum Schwingen. Dieses bewusste Hören und Fühlen öffnet einen Raum der inneren Begegnung.

Beim Schreiben der Rune in die Luft fühle ich manchmal, wie eine innere Spannung nachlässt und Platz entsteht – schreibe ich die Rune mit dem Finger in den Sand, fühlt es sich an, als würde die Erde antworten. Die Bewegung beim Schreiben verbindet Geist und Körper. Sie macht die Rune erfahrbar und lädt ein, ihre Energie ganzheitlich zu spüren.

Runen sprechen eine Sprache, die jenseits von Worten und Gedanken wirkt. Ihre Kraft entfaltet sich im körperlichen Erleben, in der Intuition und im Spüren.

Praxisidee: Wähle eine Rune. Sprich sie laut. Wieder und wieder. Wo im Körper regt sich etwas? Welche Bilder steigen auf?

Alltag mit Runen

Runen sind kein exklusives Werkzeug für seltene Zeremonien. Sie leben in jedem Moment und laden ein, im Alltag mit ihrer Kraft zu arbeiten. Für mich lange schon feste Weggefährten, ohne die ich keinen Tag in meinem Leben bin.

Runen sind Begleiter, die uns durch den Trubel und die Herausforderungen des täglichen Lebens führen. Ihre Kraft entfaltet sich gerade dort, wo wir präsent und wach sind. Sie wirken allerdings subtil, über Zeit und in Verbindung mit dem eigenen Tun.

Dabei können Runen ganz praktisch und nahbar sein – sichtbar oder unsichtbar, getragen oder gefühlt. So werden sie zu ständigen Begleitern, die unsere Haltung und Energie subtil stärken. Am Schlüsselbund, im Herzen oder auch unter der Haut. So begleiten sie mich ehrlich gesagt noch enger als es mein bester Freund tut. Mein bester Freund ist immer da, wenn ich ihn brauche, ganz klar, aber die Runen sind mir noch näher. Ich trage sie 24 Stunden am Tag bei mir, kraftvoll und stark direkt unter meiner Haut.

Es geht nicht um große Rituale – sondern um feine Verbindungen. Die Magie der Runen liegt in den kleinen Momenten der Aufmerksamkeit und Verbundenheit. Es sind diese zarten Fäden, die unsere Beziehung zu ihnen lebendig halten.

Runen geben keine fertigen Lösungen, sondern begleiten dich auf deinem eigenen Weg. Sie fordern dich heraus, selbst zu denken, zu fühlen und zu handeln. Sie wollen den Weg mit dir gemeinsam gehen und dir, wie ein Freund, vielleicht wie ein väterlicher Ratgeber, beistehen. Dich unterstützen und dir deinen ganz eigenen Weg zeigen. Also lass die Runen nicht zu Antwortgebern, sondern zu Weggefährten werden.

Impuls: Welche Rune begleitet dich gerade? Und was sagt sie dir in der Stille?

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